künstler*innen 2024
Freitag, 15. März 2024, 20 UHR
Kunstraum Walcheturm
Wayfaring Stranger
Vera Kappeler clavichord
Martin Hofstetter tontechnik, elektronik
Taktlos-Kuratorin und Pianistin Vera Kappeler ist eine Suchende, die sich immer wieder Erfahrungen aussetzt, die sie «bei null beginnen» lassen. Eröffnen wird sie das Festival mit einem Konzert am Clavichord. Was dieses historische Tasteninstrument für Kappeler ausmacht: seine Begrenztheit. Es ist leise, sein Tonumfang ist gering, die Spielerin ist den Tasten und der gesamten Anschlagsmechanik körperlich nahe und kann an jeder Stelle des Schwingungsprozesses eingreifen; und sie stimmt das Instrument selbst vor ihrem Spiel. Auch muss sie völlig neue Spielweisen finden. Zwischen Improvisation und traditionellen Motiven aus Blues und Volksmusik wird das Instrument neu erstehen und von Martin Hofstetter elektronisch verstärkt und verarbeitet.
Freitag, 15. März 2024, ca. 21.15 UHR
Kunstraum Walcheturm
Joy Frempong – Robert Machiri
Songs, Scapes and Ancestral Calls
Joy Frempong stimme, klavier, elektronik
Robert Machiri turntables, mbira, elektronik, stimme
In ihrem Storytelling setzt sich die Pop-Sängerin Joy Frempong mit der afrikanischen Diaspora und afrofuturistischen Themen auseinander, während der Künstler Robert ‚Chi‘ Machiri dekoloniale Diskurse vielfach durch Klang und Musik vermittelt, etwa mit Archivmaterial afrikanischer Musik. Zusammen kreieren die beiden nun Klangwelten, die zwischen Wort und Ton, abstrakten Klängen und expliziten Melodien, zwischen Vergangenheit und Gegenwart oszillieren. Aus Soundcollagen schälen sich immer wieder simple Lieder heraus: etwa Eigenkompositionen von Joy Frempong oder Cover politisch-persönlicher Songs von Laura Mvula oder Nina Simone. Diese Songs «einer industriell-kolonial geprägten Welt» treten nun mit überlieferten Aufnahmen in Dialog.
Freitag, 15. März 2024, CA. 22.00 UHR
Kunstraum Walcheturm
quer feld ein
Lukas Rohner gesamtleitung, komposition, erfindungen, poesie, videos
Studierende der zhdk diverse neuartige instrumente
Manuel Ledergerber
Gesine Beiküfner
Eduardo Hernandez Ruiz
Carla Keller
Louis Thomson
Lukas Mantel koordination
workshop zhdk
Dominik Rohner klangphysikalische berechnungen
In Zusammenarbeit mit dem Taktlos Festival und Studierenden der Zürcher Hochschule der Künste entwickelte der Komponist, Improvisator, Instrumentenerfinder und Dichter Lukas Rohner «quer feld ein – multimediale Hymne auf Artenvielfalt und Demokratie». In mehreren Lektionen konnten die Studierenden verschiedenste seiner Instrumente einstudieren. In Frage kamen etwa Oberton-Doppelflöten, Drehobertonschlauch, Oberton-Becken-Drehleier, Flug-Zunge, ein Kling-Pong-Tisch aus zwölf Aluminium-Klangplatten, eine Reagenzorgel und mehr. Die Studierenden mussten also Offenheit für völlig neuartige Klangobjekte und Spieltechniken mitbringen. Zentrale Prinzipien des Workshops waren Gleichwertigkeit, Freiheit und Geschwisterlichkeit sowie Einfachheit, musikalische Vielfalt und die Vermeidung klanglicher Anarchie.
Samstag, 16. März 2024, 19.15 UHR
Predigerkirche
Psychedelic Free Pulse
Dominik Blum orgel
Dominik Blum ist ein Multiinstrumentalist der Schweizer Musikszene. Solo und in zig Kollaborationen spielt er von klassischer Musik über Jazz und Rock bis hin zu Metal und Noise fast jedes Genre und betreibt zudem im eigenen Keller in Kilchberg einen Konzertraum. Blum bezeichnet sich selbst als «grenzgängerischen Maniac». Sein Spiel ist oft ekstatisch, virtuos, dicht und von hohem Tempo. Umso spannender ihn nun – eine seltene Gelegenheit – an der Kirchenorgel in der Predigerkirche erleben zu können, an diesem andächtig anmutenden Instrument. Sein Stück «Psychedelic Free Pulse» ist frei in Dauer und Form, dabei stehen pulsierende Strukturen auf allen Manualen stehenden Klängen gegenüber, Kraft trifft auf Sphäre, treibende Rhythmen auf Klangflächen.
Samstag, 16. März 2024, 20.00 UHR
Besammlung bei Predigerkirche
Zürcher Glocken – con sordino
Peter Conradin Zumthor idee/konzept
Gabriel Schneider technik
Spaziergang zu den Kirchen mit einer Einführung von Peter Conradin Zumthor und Gabriel Schneider
Mit «Zürcher Glocken – con sordino» wird das Festival den musikalischen Raum in die Stadt hinein öffnen. Das Stück wurde bereits unter ähnlichem Titel in Luzern und Wien aufgeführt und fand international Beachtung. Con sordino – in der Notation steht dies für das Spiel «mit Dämpfer», und genau das wird hier geschehen. Der Musiker Peter Conradin Zumthor und der Erfinder Gabriel Schneider entwickelten Gummi-Dämpfer für die Klöppel von Kirchenglocken. Alle Glocken der fünf Zürcher Altstadtkirchen wurden damit präpariert. Bei einem gemeinsamen Spaziergang von Kirche zu Kirche werden uns diese so selbstverständlichen Klangkörper verwandelt erscheinen. Zumthors Eindruck: «Die Kirchenglocken schlagen nicht mehr, sie summen. Aus der Tiefe des Raumes, aus der Tiefe der Zeit scheint es zu tönen, das leise Geläut.»
Samstag, 16. März 2024, 22.00 UHR
Kirche St. Peter
GRUND
Felix Profos harmonium, elektronische orgel, komposition
Peter Conradin Zumthor schlagzeug, komposition
Der profilierte Komponist Felix Profos und der Schlagzeuger und Perkussionist Peter Conradin Zumthor bilden seit 2021 das Duo GRUND. Ihre Musik erfüllt alle Erwartungen an Ambient; Stücke in einem langsamen Puls, melodisch in weite Phrasen gefasst zu ruhigen musikalischen Gesten über entspannten Harmonien. Das Harmonium schafft als Tasten- und Blasinstrument wabernde Töne, die wie ruhig fliessender Atem raunen. Weiter spielt Profos eine kleine Heimorgel, eine «Bontempi Pop3», die ebenso transzendente Stimmungen evoziert. Zumthor wird eine grosse Trommel in Schwingung versetzen, eine Röhrenglocke, einen Gong, Tierglocken sowie eine Snare mit Triangel. Nichts wird hier übertönen, drängen oder freidrehen. Aber regelrecht zelebriert wird das Ruhige und Langsame.
Sonntag, 17. März 2024, 16.00 UHR
Kunstraum Walcheturm
Jeppe Zeeberg
Jeppe Zeeberg klavier, komposition
Jeppe Zeeberg ist ein dänischer Pianist, Komponist und Bandmusiker, der live wilde Kompositionen kreiert, frei von Konvention und bis zum Free Jazz verdichtet. Freie Improvisation verwebt er mit Fragmenten früherer Jazzstile der 1920er bis 1950er Jahre zu rasanten Stücken. Wie in fiebriger Hast zitiert er Bebop und Ragtime à la James P. Johnson oder Fats Waller. Die Zitate sind kurz genug, um uns oft nur eine Ahnung von der musikalisch bekannten Geste zu vermitteln. Aber auch Spielarten des so ganz anderen Nordic Jazz hat er im Repertoire. Wohin genau die Reise geht, weiss Zeeberg selbst noch nicht, denn ein «geplantes Programm klingt gut, aber fühlt sich nicht so bedeutungsvoll an», wie er uns mitteilte. Möglich auch, dass er seinem Auftritt – eine Schweiz-Premiere – ein performatives Moment von Fluxus zugibt.
Sonntag, 17. März 2024, CA. 17.00 UHR
KUNSTRAUM WALCHETURM
10 Märsche um den Sieg zu verfehlen (1979)
Mauricio Raúl Kagel komposition
StadtJugendMusik Zürich Blasorchester
Christian Noth leitung SJMUZ
Benedikt Hayoz arrangement grosse besetzung
Marina Tantanozi flöten, piccolo
Raphael Camenisch saxophon
Bárbara Ribeiro perkussion
Christian Spitzenstätter klarinette
Christoph Luchsinger trompete
Sophia Nidecker tuba
Kristine Solli Oppegaard posaune
Mátyás Holló perkussion
Diese Vorführung ist eine Hommage an einen der grössten und zugleich umstrittensten Komponisten der Neuen Musik. Mauricio Raúl Kagel, der argentinisch-deutsche Komponist, Dirigent, Librettist und Regisseur, wurde vor allem für sein «instrumentales Theater» bekannt. Der Walcheturm auf dem ehemaligen Kasernenareal bietet einen fast bitterlich-ernsten Schauplatz für diese Neu-Interpretation von «10 Märsche um den Sieg zu verfehlen». Ein für das Taktlos Festival gegründetes, achtköpfiges Ensemble aus erfahrenen Musikschaffenden der Neuen Musik trifft auf ein rund 50-köpfiges Orchester der StadtJugendMusik Zürich. Das Publikum darf gespannt sein auf überraschende musikalische Überschneidungen, Improvisationen und performative Bewegungen in Innen- und Aussenräumen.
Philip Bartels beratung arrangement kleine besetzung
Vera Kappeler idee/konzept, arrangement kleine besetzung
Sonntag, 17. März 2024, CA. 18.00 UHR
Kunstraum Walcheturm
Merck – Miribung –Strotter
Mareille Merck gitarre
Mara Miribung cello, stimme
Strotter Inst. manipulierte plattenspieler
Dieses Trio wurde von Vera Kappeler gerade deshalb zusammengeführt, weil die drei Musikschaffenden so unterschiedlich sind. Mareille Merck ist studierte Jazz-Gitarristin und stand bereits mit Grössen wie John McLaughlin oder Michael League auf der Bühne. Mara Miribung ist als Cellistin an Kammerensembles und Orchestern tätig, darunter dem Kammerorchester Basel. Sie komponiert, spielt für Tanzproduktionen und arbeitet zudem als Performerin am Theater. Zu der Jazz- und der Orchestermusikerin gesellt sich der Musiker und bildende Künstler Christoph Hess, der als Strotter Inst. Installationen baut, die zugleich auch Instrumente sind. Aus verschiedensten Objekten und Materialien konstruiert er Verschaltungen, die ausgehend von einem Plattenspieler akustische Kaskaden in Gang setzen werden.